Verband der Kleinen Hochsee-
und Küstenfischerei

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Verband

Der Verband der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei im Landesfischereiverband Weser-Ems e.V. steht für eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Fischerei in den Küstengewässern und der südlichen Nordsee ein.

Als Dachverband vereinigt der Landesfischereiverband Weser-Ems die Angel- und Berufsfischerei und ist so einmalig in Deutschland. Der Verband wurde am 5. Dezember 1910 als Landesfischerei-Verein für das Herzogtum Oldenburg, mit Sitz in Oldenburg, gegründet. Nach 1920 wurden einzelne Abteilungen gebildet und der Verband dehnte sich über die Grenzen Oldenburgs hinaus aus. 1973 wurden aus diesen verschiedenen Abteilungen vier Vereinegegründet: Dachverband, Angelfischerverband, Verband der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei und Binnenfischereiverband. Nach dem Austritt der Binnenfischerei im Jahr 2006, vereint der Landesfischereiverband weiterhin den Angelfischereiverband Weser-Ems e.V. und den Verband der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei.

Zu den wesentlichen Aufgaben des Verbandes der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei zählen die Stärkung der wirtschaftlichen Interessen sowie die Förderung der sozialen Stellung der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei. Dabei setzt sich der Verband für die Rechte der Berufsfischerei ein, informiert seine Mitglieder im Alltäglichen und ist ein bedeutsames Sprachrohr der Fischer auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Im Auftrag des Verbandes erstellte die renommierte Beratungsgesellschaft für Fischerei, Aquakultur und Regionalentwicklung mbH (COFAD) im Jahr 2020 eine umfassende Studie zur Sicherung und Entwicklung der Küstenfischerei in Niedersachsen (unter Downloads). Diese Studie enthält nicht nur eine umfangreiche Bestandsaufnahme, sondern zeigt darüber hinaus wichtige Handlungsempfehlungen für Fischerei, Verwaltung und Politik auf. Dabei werden die langfristige Sicherung der Fanggebiete, technische Innovation und die Erhöhung der regionalen Wertschöpfungskette zur Verbesserung der direkten Vermarktung als wichtige Voraussetzungen für den Fortbestand der traditionellen handwerklichen Fischereigenannt. Der hohe Stellenwert der „blauen Lebensmittel“ wie Fisch, Nordseegarnelen und Muscheln als Teil einer gesunden und vielfältigen Ernährung, sowie die Bedeutsamkeit der niedersächsischen Fischerei für die Selbstversorgung des Landes sind essenzielle Anliegen des Verbandes.

Dabei arbeitet der Verband eng mit anderen fischereilichen Organisationen zusammen, wie zum Beispiel dem Deutschen Fischereiverband.

Eine langjährige Zusammenarbeit besteht ebenfalls mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Schon Mitte des 20. Jahrhunderts wurde beschlossen, dass jede Landwirtschaftskammer ein Fischereireferat erhalten soll, welches die Belange der Fischerei unterstützt, vertritt und für die Ausbildung der See- und Küstenfischer so wie der Binnenfischer und Fischzüchter zuständig ist.

Gerade im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen, wie zum Beispiel im Rahmen des EU-Aktionsplans zum Verbot der Grundschleppnetzfischerei, haben die Bemühungen um Aufklärung und das politische Engagement der Fischereiverbände zu einer sogenannten Entschließung, einem Beschluss des EU-Parlaments gegen das pauschale Verbot geführt.

Weitere Unterstützer der niedersächsischen Fischerei sind die Küstengemeinden, die Küstenlandkreise, die Tourismusbranche und die Industrie-und Handelskammer, welche gemeinsam den Zukunftspakt Küstenfischerei 2050 unterschrieben haben. Die darin enthaltenen Forderungen umfassen unter anderem ein “verbrieftes Fischereirecht” zum Schutz der Fanggebiete, die Einrichtung eines Fischereifonds und die Stärkung der regionalen Vermarktung. Die Berufsfischer in Niedersachsen stehen vor großen Herausforderungen. Viele Fanggebiete sind durch den Ausbau der erneuerbaren Energie bereits verloren gegangen und weitere werden in den kommenden Jahren folgen. Offshore-Windparks und deren Anbindungstrassen durch das Küstenmeer sind jedoch nicht die einzigen Einschränkungen. Die Auswirkungen des Brexits und finanziellen Sorgen durch immer weiter steigende Energiepreise, sowie eine längst überfällige Transformation der Fischereiflotten sind Herausforderungen, die eigentlich ab 2024 mit Hilfe der zugesagten Mittel aus dem Windenergie-auf-See Gesetz angegangen werden sollten. Dennoch: Der Verbandsetzt sich weiter aktiv und vehement dafür ein, die Kleine Hochsee- und Küstenfischerei zukunftssicher umzugestalten - trotz der unverhältnismäßigen Kürzung der zugesagten Ausgleichszahlungen zu Beginn des Jahres 2024.

Erzeugergemeinschaften und Fischereiorganisationen

Alle aktiven Mitglieder des Verbandes sind zusätzlich in, nach EU-Recht anerkannten Erzeugerorganisationen organisiert. Dabei werden die einzelnen Sparten von unterschiedlichen Organisationen vertreten.

Die Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer GmbH, kurz EzDK, vertritt die meisten Mitglieder, ist somit die größte Erzeugergemeinschaft in der Krabbenfischerei und übernimmt die vollständige Erstvermarktung für ihre Mitglieder. Sowohl die Erzeugergemeinschaft Küstenfischer der Nordsee GmbH als auch die Erzeugergemeinschaft Tönning, Eider, Elbe und Weser w.V. vertreten ebenfalls ausschließlich die Krabbenfischerei, wobei die Mitglieder beider Erzeugergemeinschaften ihren Fang vertraglich geregelt direkt an die Händlerliefern.

Die Fischereigenossenschaft Elsfleth e.G. umfasst sowohl Mitglieder aus der Krabbenfischerei als auch Mitglieder aus der Kleinen Hochseefischerei und ist der einzige Vertreter der Kleinen Hochseefischerei im Verband.

Die Niedersächsische Muschelfischer GbR vereint und vertritt die drei Muschelbetriebe an der niedersächsischen Küste, welche mit fünf Kuttern und insgesamt 18 Beschäftigten (Stand 2023) ausschließlich Miesmuscheln anlanden.

Seit 1960 sind die meisten Fischereibetriebe in Erzeugergemeinschaften oder Genossenschaften organisiert. Ab 1984 wurden diese nach EU-Recht anerkannt und bis heute ist die Mitgliedschaft zum Beispiel eine der Voraussetzungen für die Förderfähigkeit eines Fischereibetriebes.

Ausbildung

Die betriebliche Aus- und Weiterbildung zur Sicherung der Zukunft des Berufstandes ist dem Verband der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei besonders wichtig.

Die Ausbildung zum Fischwirt beinhaltet einen praktischen (in einem Ausbildungsbetrieb) und einen theoretischen (Berufsschule) Teil, welcher aus einer fachrichtungsübergreifenden Grundausbildung und der Spezialisierung auf die Küsten- und Hochseefischerei besteht. Die genauen Inhalte und Voraussetzungen finden sich auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Talente gesucht.

Als Weiterbildungsmöglichkeit wird der siebenwöchige Lehrgang “Fischwirtschaftsmeister Kleine Hochsee- und Küstenfischerei” in der Fischereischule Rendsburg angeboten.

Außerdem benötigen die Kapitäne, abhängig von der Größe der Schiffe und des Fahrtgebiets bestimmte nautische Patente.

Wissenschaftliche Begleitung

Nicht nur wissenschaftliche Untersuchungen und Projekte wurden seitens der Fischerei begleitet und unterstützt. Auch die enge Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Instituten wie dem Thünen Institut (TI) oder dem Alfred-Wegner-Institut (AWI) sorgt für eine fortlaufende Weiterentwicklung der nachhaltigen fischereilichen Tätigkeiten. Dabei beschäftigt sich der Arbeitsbereich Fischerei- und Surveytechnik am Thünen Institut für Ostseefischerei in Rostock, unter anderem mit der Fortentwicklung der Fangtechnik,  zum Beispiel mit dem Ziel der Beifangreduktion. Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass durch unterschiedliche Sortiervorrichtungen der Beifang von Fischen weiter reduziert werden kann. In der Krabbenfischerei werden diese Beifangreduktionsmaßnahmen schon seit vielen Jahren eingesetzt. Ein weiteres Projekt beinhaltete Netzmodifikationen zur Verringerung von Kunststoffeinträgen in der Krabbenfischerei. Daraus resultierte der freiwillige Verzicht auf den Einsatz von sogenannten Scheuerfäden, den Dolly Ropes. Die Entwicklung von optimierten Netzen für eine nachhaltige Krabbenfischerei war ein gemeinsames Projekt mit dem Thünen Institut für Seefischerei in Bremerhaven, welches zu einer Anpassung der Maschenweiten in der Krabbenfischerei führte. Dabei wurden die Maschenweiten schrittweise erhöht, um den Fang von untermaßigen Nordseegarnelen zu reduzieren. Ein anderes Projekt des Thünen Institutes Bremerhaven in Kooperation mit der Universität Hamburg war CRANIMPACT. Untersuchungen und Experimente konnten zeigen, dass die Auswirkungen der Krabbenfischerei auf den Meeresboden und die Lebensgemeinschaften nur kurzfristig nachweisbar und reversibel sind.
Ein 2022 gestartetes Projekt am TI in Bremerhaven beschäftigt sich mit der Steigerung der Wertschöpfung in der deutschen Krabbenfischerei. In diesem Projekt soll sowohl der Bau einer innovativen Schälmaschine zur kontaktlosen Krabbenentschälung, als auch die Wirtschaftlichkeit und Vermarktung der neuen Schälmaschine, der regional verarbeiteten Krabben und deren Nebenprodukte vorangetrieben werden, um die Direktvermarktung in Deutschland auszubauen. 

Der Fischkutter der Zukunft steht im Mittelpunkt des Projekts „Energieeffiziente zukunftsweisende Küstenfischerei“.Die Hochschule Emden/Leer hat in Kooperation mit dem Konstruktionsbüro Judel/Vrolijk aus Bremerhaven 34 Krabbenfischer in einer wissenschaftlichen Umfrage befragt und danach einen schiffbaulichen Entwurf für einen Fischereikuttergestaltet. Ziel ist die Serienfertigung eines energieeffizienten und emissionsfreien Kutters. Das Kernergebnis dieses Projektes: Die Transformation der deutschen Fischerei ist nur über eine angemessene Neubauförderung zu erreichen. 

An der Universität Hamburg und am Thünen Institut Bremerhaven befassten sich Wissenschaftler im Rahmen des Drittmittelprojektes CRANMAN intensiv mit der Biologie der Nordseegarnele und dem Management der Krabbenfischerei. Ziel war es, Empfehlungen für das Selbstmanagement im Rahmender MSC-Zertifizierung zu entwickeln. Das Folgeprojekt CRANMAN II startete Ende 2023,mit u.a. Anpassungen des Fischereimanagements und weiterführenden Untersuchungen zur Fischerei-Intensität im Wattenmeer. 

Unterstützung von wissenschaftlichen Studien sowie wissenschaftlichen Gremien und generell eine enge Zusammenarbeit mit der Wissenschaft zur Förderung einer nachhaltigen und umweltschonenden Fischerei stehen im Fokus der Verbandsarbeit.

Ein besonderes Projekt der deutschen Fischerei ist „Fishing for Litter“, welches seit 2011 in Kooperation mit dem NABU von rund 150 Fischern in 18 Häfen ehrenamtlich unterstützt wird. Diese Fischer landen den Müll, der sich während der Fangfahrten in den Netzen sammelt, an. Er wird dann auf Zusammensetzung und Herkunft untersucht. Die so ermittelten Daten werden ausgewertet, um Aufschluss über mögliche Verursacher zu erhalten. Ziel ist die Reduzierung und geordnete Entsorgung des Mülls aus der Nordsee und die Sensibilisierung der Gesellschaft im Umgang mit Abfällen.

Probleme

Die deutsche Küstenfischerei sieht sich heutzutage mit diversen Konflikten konfrontiert: 

Nutzungskonflikte  
Offshore-Windenergie-Gewinnung, Fischereiverbotszonen als Kompensation, Anbindungstrassen der Offshore Windenergie über das Küstenmeer
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LNG Terminals, Belastungen durch den Einsatz von Chlor-Reinigung  
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Baggerungen und Verklappungen, Verschlickung der Fanggründe und der Kulturflächen der Muschelfischerei 


Fischereiverbotszonen 
geplantes EU-Verbot der Fischerei in Schutzgebieten (Aktionsplan, Biodiversitätsstrategie, Naturwiederherstellungsgesetz) 
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Beschränkungen durch die Natura2000-Gebiete in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ)


Überalterung der Flotte  
fehlende Neubauförderung
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wirtschaftliche Verluste aufgrund von gestiegenen Betriebskosten und unsicheren politischen Aussichten


Fehlende Diversifizierung 
keine Ausweichmöglichkeiten, weder räumlich noch auf eine andere Fischereiform 
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Krabbenfischer und Muschelfischer haben häufig keine Quoten für ein Ausweichen auf andere Zielarten


Fehlende regionale Wertschöpfung
Vermarktung konzentriert sich weitestgehend auf niederländische Unternehmen


Fehlender Nachwuchs 
unsichere Zukunftsaussichten nach der Ausbildung 
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ehrenamtliche Verbandsarbeit kann nicht neben der aktiven Fischerei wahrgenommen werden  

Forderungen

Ein aktiver Dialog mit politischen Akteuren sowie die Kommunikation innerhalb der Regionen sind essenziell für das Überleben des Traditionsberufes Fischer und das Überleben der Familienbetriebe.

Daher hat der Verband der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei seine Kernforderungen zusammengefasst:  
Einbindung des Verbandes in politische Entscheidungen und Vergabeverfahren bei Fördermitteln  

Förderung von Investitionen in die Transformation der Flotte  
Neubau-Förderung zum Umstieg auf energieeffiziente und emissionsfreie Fischereifahrzeuge, ohne die Kapazität der Flotte zu vergrößern 

Abwrack-Programme für Fischereifahrzeuge
Sicherung der Altersvorsorge 
Möglichkeiten zum sozialverträglichen Ausstieg  

Finanzielle Unterstützung für die Verbandsarbeit 
Hauptberufliche Transformationsberater und fischereiliche Sprecher  
Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung 

Beihilfen/Subventionen bei der Umstrukturierung/Diversifizierung der Betriebe sowie Unterstützung zum Erhalt der Betriebe  

Nachwuchsförderung